nuART
Plattform für improvisierte Kunst

nu ART festival >contemporary expeditions<

Samstag, 26.11.2016 , 19:30 Uhr

AM RANDE / GraphicSound VIII / opel rost

Sonntag, 27.11.2016, 19:30 Uhr

FOILS / (Real Live) Super Heroes / lenz , leseperformance

nils fischer, bassklarinette, baritonsaxofon (schweiz)

teresa hackel, blockflöte (schweiz)

franz hautzinger, vierteltontrompete (wien) , Bild auf Ankündigungsseite von Nicole Fortin

klaus hemmerle, sprache (stuttgart)

jörg kallinich, dia-projektion (tübingen)

rike kohlhepp, violine/stimme (stuttgart)

andreas krennerich, saxofone (stuttgart)

emanuel künzi, schlagzeug (schweiz)

mark kysela, saxofone, klarinetten (stuttgart)

nikola lutz, saxofone, tárogató (stuttgart)

matthias müller, posaune (berlin)

hans-peter pfamatter, piano (schweiz)

thomas reuter, piano/stimme (hannover)

frank paul schubert, sopransaxofon (berlin)

stuttgart-mit-pferd_weiss_transparent

Ort: GEDOK Stuttgart, Hölderlinstrasse 17

stuttgart-mit-pferdstuttgart-mit-pferd_weiss_transparentlg_lb_stiftung_muz_sw

PROGRAMM

26.11.2016 , 19:30 Uhr

# 1 stuttgart-mit-pferd_weiss_transparent

AM RANDE

rike kohlhepp, violine/stimme (stuttgart)

franz hautzinger, vierteltontrompete (wien)

teresa hackel, blockflöte (schweiz)

andreas krennerich, saxofone (stuttgart)

Der Wunsch die Konvention der Moderne hinter sich zu lassen, akut zu hören und zu spielen, bringt diese ungewöhnliche Besetzung zusammen. Es ist eine Begegnung, neu, chancenreich.

Vielfältige Schattierungen auf Blockflöten entfaltet Teresa Hackel, eine in der Schweiz lebende äußerst sensible Spielerin. Franz Hautzinger aus Wien, ein ungewöhnlich präsenter Musiker, experimentiert auf seiner Vierteltontrompete. Die Intensität seiner ausgefeilten Spielmöglichkeiten hängt nicht von der einzelnen Aktion ab. Andreas Krennerich, Jazzmusiker und freier Improvisator führt das Bariton- und Sopraninosaxophon durch die Welten der multiphonen Klänge während Geigerin Rike Kohlhepp ihre stimmlichen und instrumentalen Äußerungen mit der Intention verbindet, durch die Zusammenführung dieser Musiker, einmalige neue Musik zu machen. Verblüffend, wie stark Weniges sein kann.

# 2

GraphicSound VIII

jörg kallinich, dia-projektion (tübingen)

invading pleasures : nikola lutz, saxofone, tárogató (stuttgart)

mark kysela, saxofone, klarinetten (stuttgart)

Mit der Reihe GraphicSound erforscht Nikola Lutz seit 2006 Zusammenhänge von visueller und auditiver Wahrnehmung. Dabei kommen musikalische Grafiken als formbildendes Element für Improvisation zum Einsatz. Für die Erstellung der Grafiken entsteht zunächst eine Sammlung von Fotografien, die ein Thema umreißen. Daraufhin werden in einem Prozess der Abstraktion aus Details dieser Fotografien Zeichnungen, die dann gescannt und auf halbtransparente Folie gebracht werden. In GraphicSound VIII wird Jörg Kallinich diese Zeichnungen abermals abfotografieren und auf seine einzigartige Methode der Improvisation mit Dias übertragen. Mit dieser Technik ist er in der Lage spontan mehrfach überlagernde Bildschichten zu erzeugen, und so gemeinsam mit Nikola Lutz und Mark L. Kysela zu improvisieren. Auf diese Weise wird die Improvisationsmöglichkeit auf die Partiturentstehung ausgedehnt, somit eine fixe Komponente ganz zum Verschwinden gebracht und der Improvisationsraum wächst in eine neue Dimension hinein. Anstelle eines monodirektionalen Inputs, der über eine Reaktion zu einem Output führte, entsteht ein System bidirektionaler Wahrnehmungstrigger, eine dynamische Balance von Input und Output aller Beteiligter. Aktion und Reaktion geraten in eine Art Wirbel und bedingen einander in kaum noch voneinander zu unterscheidender Weise.

# 3

>opel rost<

nils fischer, bassklarinette, baritonsaxofon (schweiz)

hans-peter pfamatter, piano (schweiz)

emanuel künzi, schlagzeug (schweiz)

Opel Rost“ ist der Name der aktuellen Luzerner Trioformation von Emanuel Künzi (Schlagzeug), Nils Fischer (Baritonsax/Bassklarinette) und Hans-Peter Pfammatter (Piano, synths & electronics). „Opel Rost“ improvisiert Musik ohne Vorlage. Es geht um die gemeinsame Suche, der Gleichzeitigkeit auf die Schliche zu kommen. Behauptung, Spannung, Auflösung? Wiederaufnahme, Zeit und Raum. Ein Experiment.

Die künstlerische und handwerkliche Absicht der Improvisatoren ist es, sogenannte InstantKompositionen zu erschaffen. Grundlagen dafür sind Melodiemotiv, Klangereignis und rhythmischer Zyklus; aus Schwingung und Bewegung „right-now“ wird Musik erschaffen. Hier beginnt das Stück. Ob es gelingen wird? Das lässt sich nicht vorhersehen. Allein die Absicht zählt, den Versuch zu tun.

27.11.2016, 19:30 Uhr

# 4

FOILS

frank paul schubert, sopransaxofon (berlin)

matthias müller, posaune (berlin)

Frank Paul Schubert und Matthias Müller arbeiten seit 2009 als Duo, nachdem sie sich schon zuvor in verschiedenen Konstellationen musikalisch begegnet waren. Bei Foils beschränken sie sich auf die ungewöhnliche Besetzung von Sopransaxophon und Posaune. Das Duo vermeidet hierbei oberflächliche Kontrasteffekte, die durch die Instrumentation nahe liegen, und setzt stattdessen auf eine einheitliche Verschmelzung. Bei aller Agilität und Turbulenz in den einzelnen Stimmen entsteht ein homogenes Klangband, das eher einen texturellen als einen narrativen Charakter hat.Im Jahr 2011 erschien die Debüt-CD Foils auf dem englischen Label FMR.

#5

(Real Live) Super Heroes

Musikperformance von Nikola Lutz

Superhelden sind bekanntlich Comicfiguren, die besondere Fähigkeiten besitzen, sie können z.B. fliegen können oder sind wahnsinnig stark. Sie tragen ein Kostüm und geben oft unspektakuläre freundliche Hilfestellungen in alltäglichen Situationen, sind allerdings auch stets zu dramatischen und gefährlichen Aktionen bereit um die Gesellschaft, die Welt oder gefährdete Personen zu retten.

Real Live Super Heroes sind reale Personen, die sich im echten Leben in diesen Superhelden nachempfundenen Kostümierungen in gleichermaßen banale wie gefährliche Situationen begeben um anderen Menschen zu helfen z. B durch Essensausgabe an Arme. Im Unterschied zu den Super Heroes haben sie selbstverständlich keine übernatürlichen Fähigkeiten, was sie in bestimmten Fällen weit größeren Gefahren aussetzt als ihre Vorbilder, und nicht immer sind sie bei den staatlichen Ordnungshütern besonders beliebt, da sie sich manchmal in die Nähe der Selbstjustiz begeben. Dennoch üben sie auf diese seltsam anmutende Weise äußerst wichtige gesellschaftliche Funktionen aus.

Welche Identifikationsmuster führen dazu, dass Dinge, die eigentlich erschreckend normal sein sollten in Kostümen ausgeführt werden, die die eigene Person zur Unkenntlichkeit verändern? Dass nicht nur dramatische Krimis, sondern gerade auch ganz einfache freundliche Handlungen ins Entrückte stilisierten Charakteren zugeschrieben werden? Was bedeuten uns diese Superhelden wirklich? Solchen und ähnlichen Fragen stellt sich Nikola Lutz in ihrer Performance (Real Live) Super Heroes für Computer, Turntables und Live-Elektronik.

# 6

lenz , leseperformance stuttgart-mit-pferd_weiss_transparent

klaus hemmerle, sprache (stuttgart)

plasma 8 : thomas reuter, piano/stimme (hannover)

andreas krennerich, saxofone (stuttgart)

Georg Büchner, der ungebärdigste und radikalste unter den Genies der deutschen Literatur, war mit dreiundzwanzig schon tot. In seiner posthum veröffentlichten Erzählung ‚Lenz’ beschreibt er die aufs äußerste zugespitzte Lebenskrise eines ‚Bruders im Geiste’, des wilden Träumers und hochbegabten Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz. Ein legendärer Text der deutschen Literatur.

Die Leseperformance mit Klaus Hemmerle und Plasma 8 riskiert einen musikalischen Road-Trip und versucht auch in Form nicht abgesicherter Improvisationen den rastlosen Gängen und inneren wie äußeren Seelen-Wanderungen des in eine tiefe Lebenskrise geratenen Lenz nachzuspüren. Musik wie Worte suchen immer wieder die Frage, das Staunen, die Überraschung, ergänzen sich, überlagern und bekämpfen sich, versuchen aber, sich immer wieder dem Bewußtseinstrom auszusetzen, den der Text imaginiert, und der bei uns heutigen Hörern vielfältige, höchst aktuelle Assoziationen auslöst, wenn er für uns sinnlich erfahrbar wird. Das kann gelingen im ebenbürtigen Dialog, bei dem Musik nicht illustrierend oder als Verzierung und Geschmacksverstärker dem Text unterstellt wird, sondern frei weiterformuliert und ihre eigene Sprache spricht, dem Text neue Energien zuführt.